Besonderheiten im US-Alltag

Eines der spannendsten Dinge auf Reisen sind doch die vielen kleinen und großen Dinge, in denen sich der Alltag, die Gegenstände und das Miteinander von denen zuhause unterscheiden. Gerade die USA hat da so einige Eigenheiten und Überraschungen zu bieten.

Hier mal eine Auswahl der Dinge, die uns am meisten im Kopf geblieben sind…

How Are You?

Davon hört und liest man immer wieder: Egal, wo man in den USA hinkommt, überall wird man gefragt, wie es einem geht. Im Englisch-Unterricht lernte ich noch, darauf brav mit „I’m fine. Thank you.“ zu antworten.

Vielleicht ist das im Vereinigten Königreich ja tatsächlich der Fall (?), in den USA habe ich so eine Antwort aber nie gehört. Stattdessen antwortet man hier meistens so etwas wie „Gooood. How are you?“ oder einfach “How are you?“ (mit Betonung auf “you”) oder “How’ you doin’?”. Wenn euch diese Einstiegsfrage nach eurem Befinden trotzdem jedes Mal so überfordert, wie sie uns überfordert hat, dreht den Spieß einfach um und fragt als erstes „How Are You?“. Dann seid ihr nicht diejenigen, die antworten müssen. 😉

Besonderheiten rund um den Haushalt und Wohnen

Toiletten

Etwas, worauf euch wahrscheinlich niemand vorbereitet, da es sich in den USA auch nicht gehört, darüber zu sprechen, sind die Toiletten. In diesen steht das Wasser nämlich meistens sehr hoch.

Anfangs am Flughafen dachte ich noch, die Toilette wäre defekt, aber als mir dieser hohe Wasserstand auch im Hotel wieder begegnete, dämmerte es mir, dass das wohl Absicht ist. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber dran und merkte, dass es auch gewisse Vorteile hatte, was beispielweise die Sauberkeit der Toilette anbelangt. Denn leider gab es in den USA oft keine Toilettenbürste. 🙁

Auch die Spülung in den USA unterscheidet sich von unseren deutschen Toiletten: So muss man sie meist kräftig oder mehrfach drücken, bis mit hohem Unterdruck das Wasser aus der Toilette gezogen wird und dann langsam wieder nachläuft.

In Mexiko gibt es übrigens die Besonderheit, dass man hier oft kein Klopapier in der Toilette heruntergespülen darf, da dafür die Rohre in den Gebäuden nicht ausgelegt sind. Haltet euch unbedingt daran, sonst kann es sehr unangenehm und eventuell teuer werden, wenn ein Rohr verstopft oder sogar bricht. Stattdessen müsst ihr das Toilettenpapier in den kleinen Mülleimer neben der Toilette entsorgen, was natürlich anfangs etwas ungewohnt ist, woran wir uns aber mit der Zeit gewöhnt haben.

Leitungswasser

Im Großen und Ganzen soll das Leitungswasser in den USA wohl überall trinkbar sein. Manchmal roch es ein wenig chlorig, aber das sollte gesundheitstechnisch kein Problem sein. Es schadet aber, gerade in den Nationalparks, nicht, vorher einmal zu googeln, wie es im jeweiligen Bundesstaat oder Ort so aussieht. Im Grand Canyon gab es zum Beispiel manchmal Warnungen vor nicht trinkbarem Wasser „im Hinterland“, was auch immer das konkret bedeuten soll.

Im gesamten Ostteil der USA haben wir somit eigentlich durchgängig das Leitungswasser getrunken. Auf unserem Weg Richtung Westen fühlte es sich in El Paso aber plötzlich etwas „glitschig“ an (als hätte man noch Seife an den Händen, die sich einfach nicht abspülen lässt). Wir waren uns nicht sicher, ob das mit dem Chlor oder Kalk zu tun hat, aber irgendwie waren wir dann doch etwas verunsichert. Da wir von dort an sowieso ein Auto hatten, begannen wir von da an, einfach immer große Wasserkanister zu kaufen, mit denen wir unsere kleineren Trinkflaschen regelmäßig auffüllten. Oft gab es in den Hotels und Wohnungen auch (manchmal täglich) 2 kleine Flaschen Wasser geschenkt oder eine kleine Wasserzapfstelle, an der wir uns bedienen konnten. In den Nationalparks gab es fast durchgängig (meist bei den Visitor Centers oder an Parkplätzen) solche Wasserhähne, deren Wasser wir allerdings immer kurz probiert haben. Manchmal hat es durch den hohen Mineraliengehalt nämlich doch ganz schön gewöhnungsbedürftig geschmeckt.

Für Mexiko wird allgemein empfohlen, das Leitungswasser weder zu trinken, noch es in den Mund zu nehmen. Wir haben hier also in der Tat beim Zähneputzen Wasser aus Flaschen genutzt und beim Duschen aufgepasst, kein Wasser in den Mund zu bekommen. Ob das übertrieben ist oder nicht: Wir wissen es nicht. Hintergrund ist der, dass das Trinkwassersystem hier wohl früher von der Politik stark vernachlässigt wurde (hier nun beliebige Verschwörungstheorien einfügen) und nun mit Bakterien und Ähnlichem belastet ist. Wie groß das Problem in welcher Region Mexikos tatsächlich ist, wissen wir aber nicht.

Waschmaschinen

Während unserer dreimonatigen Reise haben wir natürlich keinen sauberen Kleidungsvorrat für die gesamte Zeit mitgeschleppt. Deshalb war klar, dass wir unsere Wäsche ab und zu waschen mussten. Praktisch war, dass es in den USA in fast jeder Wohnung und in einigen Hotels und Motels Waschmaschinen, Waschmittel und Wäschetrockner gab. Da wir Kleidung für jeweils neun Tage dabeihatten, mussten wir also ungefähr alle acht Tage waschen und haben dementsprechend immer bei der Zimmersuche darauf geachtet, zum passenden Zeitpunkt eine entsprechend ausgestatte Unterkunft zu nehmen. Falls wir solch eine einmal nicht finden konnten, gab es meist einen Waschsalon („Coin Laundry“ oder „Laundromat“) im Ort.

Die Waschmaschinen unterschieden sich dabei ziemlich von den deutschen Maschinen: So konnte man bei ihnen keine genaue Temperatur, sondern nur grob Cold, Warm und Hot auswählen. Das soll angeblich damit zusammenhängen, dass die Maschinen selbst nicht heizen können und somit die Temperatur nur recht grob aus dem Warm- und Kaltwasseranschluss zusammenmischen.

Oft waren die Maschinen-Trommeln auch um 90 Grad gedreht, so dass man die Maschine oben öffnen musste und die Trommel sozusagen von der Seite aus gesehen hat. War das jetzt verständlich? Egal. Wenn ihr vor so einer Maschine steht, wisst ihr, was ich meine. Wichtig dabei ist einfach, dass ihr ERST das Waschpulver gleichmäßig in der Maschine verteilt und DANN die Wäsche drauflegt.

Ungewöhnlich fanden wir auch, dass ein normaler Waschgang meist nur 45 Minuten dauerte. Viele Touristen klagen daher darüber, dass ihre Wäsche in den USA nicht richtig sauber wird. Wir hatten auch etwas Sorge, am Ende aber nie Probleme mit unsauberer Kleidung gehabt.

In Orten, wo wir keine Wohnung mit Waschmaschine finden konnten, gab es eigentlich immer irgendwo einen Waschsalon (bei Motels sogar oft auf dem Gelände). Hier brauchte man eine Menge Kleingeld (meist eine Hand voll Quarter), um die Maschine und Trockner anzustellen und Waschmittel aus einem Automaten zu kaufen. Das Kleingeld erhielten wir aber (natürlich gegen großes Geld) immer an der Rezeption oder konnten es an Kleingeldautomaten eintauschen. Auch an dieser Stelle kam man mit einer Kreditkarte wieder einmal nicht weiter.

Übrigens: Eigentlich überall, wo es eine Waschmaschine gibt, steht meist auch ein Trockner (war bei uns in hundert Prozent der Fälle so). Das ist aus ökologischer Sicht natürlich nicht so toll, aber bei der Wäschemenge wäre es mit einem (sowieso nie vorhanden) Wäscheständer wohl schwierig geworden.

Falls ihr bei der Bedienung der Waschmaschine oder Trockner unsicher seid, googelt einfach nochmal in Ruhe das jeweilige Modell oder die Bezeichnungen auf der Maschine und wofür welches Programm gedacht ist, damit ihr nicht am Ende mit zu klein geratenen Sachen dasteht. Nehmt auch am besten nicht eure beste und teuerste Kleidung mit, wenn ihr euch nicht sicher seid, wie gut sie mit Trocknern und ungenauen Waschtemperaturen zurechtkommt.

In den mexikanischen Hotels und Unterkünften gab es (jedenfalls bei uns) leider keine Waschmaschinen und Wäschetrockner. Auch fanden wir in Puebla und Holbox keine Selbstbedienungs-Waschsalons. Stattdessen haben wir in Puebla eine kleinere Wäscherei bei Google gesucht und dort gefragt, ob sie die Wäsche auch spontan waschen und wir sie nach 2 Stunden wieder abholen können. Das hat in der Tat geklappt, war aber mit 15 bis 20 Euro deutlich teurer als die paar Dollar, die wir in den USA für einen Waschsalonbesuch bezahlt haben. In Holbox haben wir in unserme Hotel nachgefragt, die dann die Wäsche tatsächlich tagsüber für uns haben waschen lassen. Auch hier hat es umgerechnet irgendwas zwischen 15 und 20 Euro gekostet.

Tischlampen ein- und ausschalten

Ein weiteres Kuriosum sind die Schalter der Tischlampen: So gibt es meist keinen einfach erreichbaren Schalter am Kabel oder Fuß. Stattdessen muss meist unter den Lampenschirm greifen und den Schalter knapp unter der manchmal heißen und staubigen Glühbirne suchen und dann drücken oder drehen.

Türen öffnen & schließen

Auch Türen sind oft etwas speziell: So müssen die Türklinken (falls vorhanden) manchmal um mehr als neunzig Grad gedreht werden, um die Tür zu öffnen. Und in welche Richtung der Schlüssel oder Türknauf (die oft statt der Türklinke verbaut sind) gedreht werden muss, scheint auch eher dem Zufallsprinzip zu unterliegen.

Zeitzonen

Mit 4000 Kilometern Luftlinie zwischen der Ost- und Westküste kann man die USA wohl mit Recht als ein riesiges Land bezeichnen. Dank dieser Ausdehnung geht die Sonne in San Francisco ungefähr drei Stunden später auf als in New York. Deshalb verwundert es nicht, dass es hier mehrere Zeitzonen gibt: Alaska und die vielen Inselstaaten mal ausgenommen, sind es im Prinzip vier Zeitzonen, die oft sogar durch die Bundesstaaten selbst verlaufen.

Das bedeutet, dass ihr hier, wenn ihr längere Strecken zurücklegt, immer mal checken solltet, ob ihr euch eine neuen Zeitzone nähert. Ihr wäret sicherlich nicht die ersten, die ihren Zug, den Check-Out oder ihre Tischreservierung verpassen, weil ihr zum Beispiel in Chicago noch die Uhrzeit aus Detroit eingestellt habt. Klar, heutzutage sollten die meisten Smartphones so etwas automatisch mitbekommen, aber sicher ist sicher…

Ach ja, habe ich oben von vier Zeittzonen geschrieben? Streng genommen gibt es sogar fünf Zeitzonen, da es in großen Teilen Arizonas (im Gegensatz zum Rest der USA) keine Sommerzeit gibt. Eine Ausnahme bildet hier die Navajo Nation, die der Sommerzeitregel der restlichen USA folgt, wobei ein Teil der Hopi Nation, die wiederum auf dem Gebiet der Navajo Nation liegt, keine Sommerzeit hat… Ihr seht, es ist kompliziert, googelt also einfach kurz nach der Zeit, wenn ihr dort einen Ortswechsel vorhabt. Wir waren jedenfall sehr verwirrt, als im Grand Canyon Nationalpark plötzlich unsere Uhren anders tickten.

Leute (nicht) anschauen

Was uns in den USA etwas verwirrte, war, dass uns wildfremde Menschen auf der Straße manchmal begrüßten und fragten, ob alles in Ordnung sei. Nach einer Weile reifte in uns dann die Vermutung, dass die Leute einfach verunsichert waren, weil wir ihnen manchmal in die Augen schauten. Und in der Tat sahen wir später ein Video von einer US-Amerikanerin in Deutschland, die völlig verwirrt war, weil sie das Gefühl hatte, dass sie alle Menschen anstarrten.

Offensichtlich scheinen wir Deutschen also wesentlich offensiver zu sein, was das Beobachten anderer Menschen betrifft, was in den USA vielleicht nicht auf Gegenliebe stößt.

Parks, Spazierengehen und zu Fuß unterwegs sein

Dass man in den USA vor allem mit Auto unterwegs ist, kennt man ja aus vielen Videos und Berichten. Nichtsdestotrotz waren wir überrascht, wir leer oft die Gehwege und Grünflächen in den US-Städten waren. Ausnahmen bildeten auf unserer Route eigentlich nur die ganz großen Städte wie New York, Los Angeles, New Orleans oder San Francisco. Ansonsten waren wir abends auf dem zehnminütigen Fußweg zum Restaurant oft allein unterwegs und hatten manchmal das Gefühl, dass sich das Leben eher in den Gebäuden oder im Auto abspielte.

Eventuell hing das aber auch mit dem Phänomen der so genannten „Donut-Stadt“ zusammen, ein Problem, dass es auch in anderen Ländern gibt, bei dem die Innenstädte und Downtowns immer mehr aussterben und die Menschen sich eher weiter draußen aufhalten.

Auch dass Menschen einfach in Parks, auf Bänken oder Plätzen herumsitzen und die Sonne genießen, ist uns so richtig nur in New York und San Francisco begegnet. Vielleicht war das aber auch wieder so ein Down-Town-Phänomen oder selektive Wahrnehmung. In Mexiko war es übrigens ganz anders: Hier tobte auf den öffentlichen Plätzen und Wegen das Leben, so wie man es aus europäischen Städten kennt.

Wart ihr schon in den USA? Wie habt ihr das erlebt? Lasst es uns doch unten in den Kommentaren wissen.

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