Autofahren in den USA

Wenn ihr auch Nationalparks sehen und nicht nur Städte besuchen wollt und eure Ziele nicht alle per Zug- und Fernbusnetz angebunden sind, werdet ihr kaum drum herumkommen, ein Auto zu mieten.

Wie ist es, in den USA Auto zu fahren?

Für mich persönlich war es aber auch eines der größten Highlights, stundenlang auf einsamen Highways geradeauszufahren und die beeindruckende Landschaft zu bewundern.

Dazu muss ich sagen, dass wir als Großstädter in Deutschland nur alle paar Jahre mal Auto fahren, wenn es unbedingt nötig ist. Wir waren also äußerst ungeübt und hatten schon einen großen Respekt davor, nun im Ausland wieder mit dem Autofahren „anzufangen“. Zum Glück starteten wir damit in der verkehrstechnisch relativ ruhigen Stadt El Paso (Texas) und müssen sagen, dass es (zumindest außerhalb der Großstädte) sehr angenehm war, in den USA Auto zu fahren: Die Straßen und Highways waren viel leerer als in Deutschland, es gab mehr Platz und überall galten Tempolimits, so dass man nicht alle zehn Minuten von Rasern oder Dränglern gestört wurde.

Fahren in Großstädten

Ganz anders war es in den Großstädten: In San Francisco war es zwar nicht voller als in Berlin, aber die teilweise sehr steilen Hügel hochzufahren und dabei hochkant vor einer Ampel zu stehen, ohne die Straße 2 Meter vor einem zu sehen, war schon etwas aufregend.

Am schlimmsten waren aber die Highways und Interstates in Los Angeles: Hier herrschte tagsüber dichter und vor allem gnadenloser Verkehr. Wenn das Navi plötzlich sagte, dass man in zwei Kilometer links abfahren sollte und man noch in einer der rechten Spuren fuhr, war es eine ziemlich schweres Unterfangen, mal eben fünf Spuren nach links zu wechseln, wenn es einfach keine Lücken zwischen den Autos gab. Dann konnte man blinken, wie man wollte, niemand machte einem hier einfach Platz. Wenn ihr also die Zeit habt und keine Profi-Fahrer seid, plant in Los Angeles lieber etwas mehr Zeit ein und fahrt ohne die Interstate oder ruft euch einfach ein Uber.

Tipp: Fahrt Highways statt Interstates

Apropos Interstates: Was ich sehr empfehlen kann, wenn ihr die Zeit habt, dann aktiviert in eurem Routenplaner unbedingt die Option „Keine Autobahnen“ (heißt bei jedem Anbieter etwas anders). Dann werden nämlich die Interstates vermieden und ihr werdet eher über Highways geschickt. Auf unserer Reise war das fast überall möglich. Ihr braucht dann zwar meist ein bisschen länger, seht aber viel mehr von der Landschaft und könnt wesentlich entspannter auf den spielfilmtypischen Highways fahren.

Noch nicht überzeugt? Dann werft doch mal einen Blick auf ein paar unserer Highway-Impressionen:

Auf den Interstates geht es zwar meist schneller, aber dafür ist hier auch viel mehr los und in manchen Bundesstaaten waren die Interstates auch in einem fürchterlichen Zustand. Alle paar Minuten gab es riesige Schlaglöcher oder Reifen mitten auf der Straße und gefühlt alle zwei Kilometer stand ein defektes Auto am Straßenrand herum. So ist das wohl in einem Land, wo niedrige Steuern das oberste Gebot sind.

Verkehrsregeln in den USA

Hier und da gibt es durchaus Unterschiede zu Deutschland, was die Verkehrsregeln und Straßenverkehr in den USA angeht. Da das Internet schon voll mit diversen Aufzählungen ist (unten ein paar Links), hier nur mal, was bei uns am meisten im Kopf geblieben ist:

Die Ampeln hängen immer hinter oder mitten auf der Kreuzung. Dadurch muss man sich nicht so verrenken beim Draufschauen, muss sich aber gerade am Anfang erst ein bisschen daran gewöhnen.

Ihr dürft an einer roten Ampel übrigens immer rechts abbiegen, sofern das Schild „NO RIGHT TURN ON RED“ dies nicht verbietet und ihr niemanden dabei behindert. Ihr müsst vorher aber 1x stehen bleiben. Das war eigentlich sehr praktisch und das schwerste daran war, sich das in Deutschland wieder abzugewöhnen. 😉

In jedem Staat gibt es je nach Straßenkategorie andere Höchstgeschwindigkeiten. Die mussten wir aber zum Glück nicht auswendig lernen, da sie eigentlich immer überall auf Schildern standen.

Sehr angenehm war auch, dass es auf einspurigen Highways häufig so genannte „Passing lanes“ gab, die mit einem Schild „SLOWER TRAFFIC KEEP RIGHT“ angekündigt wurden. So konnte man als vorsichtiger Tourist, der sich einigermaßen an die Höchstgeschwindigkeiten hielt, die schnelleren Autos immer ganz gut vorbeilassen.

Wundert euch außerdem nicht, dass ihr auf Autobahnen auch manchmal links abfahren müsst. Ein Navigationssystem oder entsprechende App weist euch darauf ja aber zum Glück vorher hin.

Vorfahrt: Wer zuerst kommt, fährt zuerst?

Die ungewöhnlichste Sache war eigentlich die Vorfahrt an ampellosen Kreuzungen, an denen kein Vorfahrt-gewähren-Schild („YIELD“) steht: Hier gibt es nämlich kein Rechts-vor-Links. Stattdessen fährt in der Regel immer die Person, dessen Auto als erstes an der Kreuzung ankommt und stehen bleibt (man muss an solchen Kreuzungen immer erstmal anhalten). Fahrt also ganz normal an die Kreuzung ran, haltet an und beobachtet, ob jemand anderes schon vor euch angehalten hat. Die lasst ihr dann erstmal fahren. Sobald ihr an der Reihe seid könnt ihr dann losfahren. Kommen die anderen erst nach euch zum Stehen, seid ihr als erstes an der Reihe.

Das klingt im ersten Augenblick etwas kompliziert, funktioniert aber eigentlich sehr gut. Habt ihr vergessen, darauf zu achten, ob jemand vor euch an der Kreuzung war, wartet lieber erstmal ab und schaut, ob euch jemand ein Handzeichen gibt. Sollte 3 bis 4 Sekunden lang nichts passieren, fahrt eben sehr vorsichtig und langsam los. Sollte in dem Moment jemand anderes auch losfahren, bleibt stehen und wartet, bis das andere Auto durch ist. Das ist uns in den ganzen Wochen aber so gut wie nie passiert.

Solche Kreuzungen sind in den meisten Staaten übrigens immer mit einem Stoppschild und dem Zusatz „4-WAY“, „3-Way“ (je nach Anzahl der kreuzenden Straßen) oder „ALL WAY“ markiert. Steht bei euch gar kein Schild an der Kreuzung heißt das theoretisch, dass ihr Vorfahrt habt. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass manchmal auch Schilder fehlten und für uns doch die „ALL WAY“-Regel galt. Hier lohnt es sich, den Blick auf die anderen Kreuzungsseiten zu werfen und zu schauen, ob man dort ein Stop-Schild mit einem Zusatzschild sieht. Dann war klar, dass die anderen von so einer „ALL WAY“-Regel ausgehen. Stand dort hingegen ein umgedrehtes Dreieck, müssen die anderen einem Vorfahrt gewähren.

Ansonsten gibt es im Internet schon haufenweise Internetseiten über US-Verkehrsregeln, wo ihr auf jeden Fall mal ein bisschen stöbern solltet. Dort findet ihr auch Tipps zu Verkehrskontrollen (die bei uns immer sehr entspannt und freundlich abliefen):

Tanken in den USA

Das Tanken in den USA läuft etwas anders ab als in Deutschland. In der Regel habt ihr zwei Möglichkeiten:

Entweder geht ihr in die Tankstelle und bezahlt im Vorhinein. Dann müsst ihr sagen, für wieviel Dollar ihr maximal tanken wollt. Dann könnt ihr zur Zapfsäule gehen und bis zu diesem Betrag tanken. Falls ihr dann eine Quittung wollt, geht ihr wieder in die Tankstelle und lasst euch diese geben. Keine Sorge: Falls ihr weniger getankt habt, als ihr bezahlt habt, bekommt ihr das Geld zurück. Es geht also nicht an die nächste Person, die an der Säule tanken möchte. 😉

Uns war das zu aufwendig: Wir haben einfach unsere Kreditkarte in das Lesegerät an der Säule gesteckt, unsere PIN eingegeben, die Benzinart ausgewählt, den (sehr kurzen!) Zapfhahn genommen und getankt. Am Ende haben wir uns dann die Quittung ausdrucken lassen. Manchmal war das nicht möglich, so dass wir sie uns im Tankstellen-Häuschen geholt haben. Im Internet haben wir gelesen, dass viele es vermeiden, direkt an der Säule zu bezahlen, da sie Angst hatten, dass das Lesegerät manipuliert sein könnte. Wir haben das Risiko aber aus Bequemlichkeit in Kauf genommen, da wir die Zahlung sonst notfalls einfach über die Banking-App reklamiert hätten. Trotzdem haben wir uns das Gerät immer genau angesehen, bevor wir unsere Karte dort hineinsteckten.

Manchmal wurden wir von dem Kartenlesegerät nach einem Postcode gefragt. Hierzu gab es verschiedene Meinungen, was man als Besitzer einer deutschen Kreditkarte eingeben muss: Manche geben ihre deutsche Postleitzahl ein und andere geben „99999“ ein. Unser Eindruck war, dass es egal war, was man dort eingibt.

Und noch etwas: Schaut vor dem Tanken mal, auf welcher Seite euer Tankdeckel ist. Das ist in den USA nämlich von Auto zu Auto unterschiedlich. Die Schläuche an den Zapfhähnen sind leider so kurz, dass ihr mit der richtigen Seite an die Säule fahren und euch auch gut positionieren müsst.

Das Oktanzahl-Mysterium

Und noch etwas: In manchen Bundesstaaten, die eher höher liegen, stehen niedrigere Oktanzahlen als sonst an den Säulen. Wir haben gelesen, dass das an dem geringeren Luftdruck in der Höhe liegt und sich Benzin mit zum Beispiel 91 Oktan in hoher Höhe wie 93 Oktan in niedrigere Höhe verhält und man so bedenkenlos 1 bis 2 Oktanzahlen niedriger als in der Auto-Anleitung angegeben sind, tanken kann. Wir haben uns das trotzdem nicht getraut und lieber Benzin mit etwas mehr Oktan getankt. So groß war der Preisunterschied dann auch nicht.

Benzinpreise vergleichen

Apropos Preis: Wenn ich wusste, dass in den nächsten Stunden Tanken angebracht war, habe ich immer schonmal bei Google Maps nach Tankstellen auf meiner Route geschaut. In den USA ließen sich 2022 nämlich schon die (von Nutzern gemeldeten) Benzinpreise anzeigen. So konnten wir ab und zu (nicht immer) echt günstige Tankstellen finden und ein paar Dollar sparen.

Tanken in Mexiko

In Mexiko sind wir selbst nicht Auto gefahren, waren aber bei einem Freund einmal beim Tanken dabei: Hier tankt man wohl nicht selbst, sondern dreht einfach die Scheibe runter und sagt einer Angestellten, was man gern hätte.

Mautstraßen in den USA

Mautstraßen gibt es nur in bestimmten Bundesstaaten in den USA. Google Maps hat uns vorher immer davor gewarnt, wenn irgendwo eine Mautstraße auf dem Weg lag. Man kann diese bei der Routenplanung auch direkt ausschließen.

Allerdings werden bei Google Maps auch die Nationalpark-Eintritte manchmal als „Mautstraße“ gezählt. Um die kommt man natürlich nicht herum. Achtung, bei manchen Nationalparks müsst ihr zusätzlich zu eurem Nationalpark-Pass auch noch Mautgebühren bezahlen. Schaut also vorher immer nochmal auf der Website des jeweiligen Nationalparks nach, was dort steht.

Ansonsten gab es nur ein Mal die Situation, wo wir freiwillig eine Mautstraße benutzt haben: Als wir von Osten her nach San Francisco gefahren sind. Ohne Mautstraße hätten wir hier acht statt vier Stunden fahren müssen. Genauer gesagt, handelte es sich hier um eine Mautbrücke: Die Oakland Bay Bridge. Die Benutzung und Bezahlung war dabei ganz einfach: Man ist einfach über sie gefahren, wurde automatisch fotografiert und hat später auf einer Internetseite sein Kennzeichen eingegeben und per Kreditkarte bezahlt. Man brauchte hier also keinerlei Maut-Empfänger im Auto und musste auch nirgendwo anhalten oder irgendwas vorzeigen.

Schaut auch hier einfach immer am Vortag schonmal eure Route an und falls ihr etwas von Mautstraße angezeigt bekommt, informiert euch schonmal, wie das genau läuft. Hier mal ein paar Maut-Schilder, die euch so begnen können (alle übrigens auf dem Weg nach San Francisco):

Parken und Parkplätze in den USA

Wenn es eine Sache gibt, um die man sich in den USA eigentlich nicht sorgen muss, dann sind das Parkplätze. Jedes Motel, Hotel und Haus hatte eigentlich immer genügend Parkplätze zur Verfügung.

Nur in Großstädten solltet ihr bei der Wahl der Unterkunft immer lieber schauen, ob diese Parkplätze anbieten und was diese kosten: Gerade in San Francisco und Los Angeles scheint es großen Parkplatzmangel zu geben und so kann es euch passieren, dass ihr hier für viel Geld (in San Francisco 40 Dollar pro Tag) in einem Parkhaus parken müsst. Solltet ihr am Ende oder Anfang eurer Reise in einer Großstadt sein, empfiehlt es sich also auf jeden Fall, das Auto erst ab dem Tag zu mieten, wo ihr diese verlasst beziehungsweise das Auto schon abzugeben, wenn ihr dort ankommt.

Valet Parking: Manchmal ein notwendiges Übel

Viele Hotels und Restaurants in Großstädten bieten das so genannte „Valet Parking“ an. Das bedeutet einfach, dass jemand anderes euer Auto für euch parkt. Dafür lasst ihr den Schlüssel stecken und euch einen Zettel geben, verlasst das Auto und ladet (wenn ihr in einem Hotel einchecken wollt) euer Gepäck aus. Wenn ihr es dann wieder braucht, gebt ihr irgendwo bescheid und den Zettel ab und bekommt innerhalb von einigen Minuten euer Auto wieder. Vergesst nicht, dem Fahrer Trinkgeld zu geben.

Manche empfinden das vielleicht als einen tollen Service. Wir fanden es aber eher lästig, da man hier wieder Kleingeld braucht, nicht so richtig weiß, was mit dem Auto genau passiert, und auch nicht mal eben an das Auto kommt, wenn man irgendwas im Handschuhfach vergessen hat. In Los Angeles war das Parken mit 10 bis 15 Dollar auch manchmal genauso teuer wie eine Fahrt mit Uber, so dass wir unser Auto dort auch gerne einfach zuhause gelassen haben, wenn wir abends einfach irgendwo etwas essen gehen wollten.

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