Von Valladolid ging es wieder mit dem ADO-Bus zur letzten Station unserer dreimonatigen Reise: Holbox, das ungefähr wie „Hol-Bosch“ ausgesprochen wird. Dabei handelt es sich um eine kleine Insel nördlich von Yucatán, die in vielen Weblogs als kleines Paradies und viel weniger touristisch und überlaufen als die Orte an der Ostküste Yucatáns beschrieben wird. Ob wir dem zustimmen würden, könnt ihr weiter unten lesen.
Der interessante Abschnitt von Holbox, in dem es auch Essen und Unterkünfte gibt, beschränkt sich dabei auf den kleinen westlichen Teil der Insel. Alles östlich von der Punta Mosquito ist wahrscheinlich nur noch per Boot oder sehr lange Strandwanderungen erreichbar. Dazu können wir aber nicht viel sagen, da es (im Juli) einfach zu schwül und heiß war, um Fußwege über 15 Minuten durchzustehen. Lasst euch also schonmal gesagt sein: Sofern ihr nicht ausschließlich baden wollt, kommt lieber zu einer anderen Jahreszeit her.
Apropos Moskitos: Spätestens, wenn die Sonne abends den Horizont küsst, wimmelt es überall von sehr durstigen Mücken. Ich würde euch auf jeden Fall empfehlen, genügend (ordentliches) Anti-Mücken-Mittel aus Deutschland mitzubringen, da die Mittel hier vor Ort merkwürdigerweise weniger Wirkstoff enthalten und außerdem eine komische grüne Farbe haben, die sich vielleicht nicht mit jedem Kleidungsstück verträgt. Ansonsten werdet ihr es zum Sonnenuntergang keine Minute draußen aushalten. Zu Mückenmittel gibt es einen eigenen Beitrag.
Außerdem wird überall empfohlen, genügend Bargeld mitzubringen, da es hier wohl nur 1 bis 2 Automaten geben und Kartenzahlung oft nicht funktionieren und Extra-Gebühren kosten soll. Wir haben deshalb vorher ungefähr geschätzt, was wir in der Zeit hier ausgeben werden und das dann in bar mitgebracht. Am Ende blieb dann natürlich einiges übrig. Irgendwie nervig, aber alles in allem war das wohl das kleinste Problem auf dieser Insel.
Bei unserer Recherche zu Badeorten in Yucatán haben wir des Öfteren gelesen, dass die Strände auf Holbox manchmal von stinkendem Seegras bedeckt sein sollen. Als wir da waren, lag zwar durchaus mal an einzelnen Strandabschnitten etwas Seegras herum (das tatsächlich nicht besonders schön roch), aber der Großteile der Strände war absolut sauber, so dass wir da keine Probleme mit hatten.
Anreise
Die Anreise ist eigentlich auch recht unproblematisch, auch wenn im Internet manchmal behauptet wird, dass man hier nur mit Flugzeug hinkäme. Das ist Unsinn, denn von einigen Orten in Yucatán könnt ihr recht komfortabel mit dem ADO-Bus nach Chiquilá fahren und von dort dann die Fähre rüber nach Holbox nehmen. Wir sind, wie gesagt, von Valladolid aus hergekommen, es gibt aber auch einen Bus von Cancún, wo ihr vermutlich mit dem Flugzeug angekommen seid.
In Chiquilá lauft ihr dann rund fünf Minuten vom Busbahnhof in Richtung Norden zur Fähre. Am Kreisverkehr haltet ihr euch dabei links kommt direkt am Ticketschalter des Fähranbieters Holbox Express vorbei. Ein paar Meter weiter rechts steht dann auch das Tickethäuschen des zweiten Anbieter 9Hermanos. Für welchen ihr euch entscheidet, ist eigentlich fast egal, 2022 haben beide gleich viel gekostet (Stand 2023: 220 Pesos) und sind auch gleich häufig (1 Mal pro Stunde) rübergefahren. Selbst die Websites sehen fast gleich aus. Falls ihr es eilig habt, könnt ihr aber kurz mal auf den Websites schauen, wann genau welcher Anbieter rüberfährt, 2023 fuhr 9Hermanos immer zur vollen Stunde und Holbox Express zur halben Stunde ab. Die Fahrt dauert dann 30 bis 40 Minuten. Online vorbestellt haben wir übrigens nicht, da wir ja nicht genau wussten, wie pünktlich unser Bus sein würde. Das war aber auch kein Problem, wir haben trotzdem Tickets bekommen.
Noch ein paar Hinweise:
Wenn ihr per Kreditkarte zahlen wollt, müsst ihr 5 Prozent Gebühren zahlen.
Im Internet kursieren außerdem Berichte, dass einige Leute in der Nähe der Fähre eine Umweltsteuer von euch fordern würden. Das ist aber Betrug, lasst euch da nichts einreden.
An der Fähre bildet sich recht schnell eine Schlange, bei der die Leute ihre Taschen und Koffer abgeben, die dann extra „verladen“ werden (und auch gerne schmutzig und bei Regen nass werden). Wir haben die Schlange einfach ignoriert und unsere Reiserucksäcke auf den Schoß genommen, da hat niemand etwas gesagt.
Wege und Straßen
Auf Holbox angekommen wird euch dann sofort auffallen, dass es keine befestigten Straßen gibt. Stattdessen liegt überall so ein hellgrauer Sand, wodurch alles so ein bisschen nach Baustelle aussieht. Richtige Autos gibt es hier auch nicht (sie sind wohl verboten), dafür aber so eine Art Golfcarts, die hier die Funktion von Taxis und Transportgefährt übernehmen.
Damit kommen wir auch schon zu einem meiner Hauptkritikpunkte: Diese Golfcarts sind einfach unglaublich laut. Alle 10 bis 20 Sekunden rauschte so ein Ding an uns vorbei und verbreitete jedes Mal einen Höllenlärm (und -gestank), so dass das Herumlaufen auf den Straßen eigentlich keinen großen Spaß machte. An Tagen, an denen es noch nicht geregnet hatte, wurde dabei außerdem immer eine Menge Staub aufgewirbelt. Und wenn es regnete, kam man zu Fuß nur schwer voran, da die Straßen mit ihren riesigen Kuhlen und Löchern dann oft komplett unter Wasser standen.
Auch Fußwege gab es an vielen Stellen kaum, so dass man ständig aufpassen musste, nicht gerade vor ein Golfcart zu laufen, so dass längere Fußwege durch den Ort eher nervig waren.
Meist sind wir daher auf kürzestem Weg zum Strand gelaufen und haben dann den Strand als Fußweg genutzt, das war um einiges entspannter, auch wenn er an den meisten Stellen gar nicht so breit ist, wie man im „Paradies“ vermuten würde.
Hotels
Die nächste etwas enttäuschende Erfahrung waren die Hotels in Holbox. Versteht mich nicht falsch, wir haben hier wirklich keinen großen Luxus erwartet, aber im Gegensatz zum restlichen Mexiko wurden hier meist kalifornische Preise (über 200 Euro pro Nacht) verlangt, die in keinster Weise dem entsprachen, was uns dort geboten wurde. So zogen wir dann auch insgesamt drei Mal um, ohne je wirklich zufrieden zu sein.
Als erstes wohnten wir im Hotel Siesta Holbox, das mit 150 Euro pro Nacht noch das günstigste Hotel unserer Unterkunfts-Odyssee war. Dort wurden wir auf jeden Fall sehr nett empfangen, hatten aber leider auch nur ein eher kleines und dunkles Zimmer.
Als nächsten zogen wir dann an die Westküste ins Margaritaville, wo wir pro Nacht über 300 Euro zahlen mussten. Die Zimmer waren hier zwar sehr schön eingerichtet, aber dafür sehr hellhörig, wodurch wir schon am frühen Morgen von den Nachbarkindern geweckt wurden. Auch sonst wirkte die Anlage, als hätten die Hotel-Manager*innen beim Aufbau irgendwann keine Lust mehr gehabt und das Hotel dann sich selbst überlassen. Die meisten Angestellten wirkten mit allem etwas überfordert und vieles, was auf der Website versprochen wurde, war nicht in Betrieb oder noch im Aufbau. Davon, dass wir monatelang auf eine versprochene Rückzahlung warten mussten, fange ich jetzt gar nicht erst an… Mittlerweile hat das Hotel einen neuen Namen (Náay Holbox) und wahrscheinlich auch einen neuen Besitzer. Gut möglich, dass dort also mittlerweile anders aussieht.
Als nächstes versuchten wir unser Glück im Tierra Mia, das mit seinem schönen Innenhof eigentlich paradiesisch hätte sein können. Leider waren die Zimmer hier aber ziemlich heruntergekommen (das erste haben wir direkt nach wenigen Minuten, das zweite am nächsten Tag gewechselt) und die dafür verlangten 200 Euro pro Nacht einfach nur unverschämt.
Entnervt probierten wir dann noch ein viertes Hotel aus, das Villas Palapas del Mar. Dieses war mit 280 Euro pro Nacht auch alles andere als ein Schnäppchen, hat uns von allen Unterkünften mit seiner Strandnähe und dem Zimmer aber am meisten überzeugt. Dass man die ganze Zeit ein festes Band um das Handgelenk hätte tragen müssen, fanden wir aber ziemlich affig und eklig (weshalb wir es auch nicht getan haben).
Wie gesagt, wir haben jetzt auch keine Luxushotels erwartet, aber die Preise waren für Mexiko und für das, was hier geboten wurde, einfach viel zu hoch.
Aktivitäten
Strand und Baden
Was man in Holbox wirklich hervorragend machen kann, ist, sich an den Strand oder ins Wasser zu legen und zu entspannen. Da es im Juli, wie schon erwähnt, unglaublich heiß und schwül war, stellte dies auch (neben Essen und Mücken füttern) unsere Hauptbeschäftigung dar.
Dabei haben wir drei Strandabschnitte ausprobiert:
Wenn ihr direkt von der „Innenstadt“ (sofern man das hier so nennen kann) dem Strand nach Nordosten folgt, kommt ihr zunächst an einigen Strandbars und typischen Foto-Spots vorbei. In diesem Bereich habt ihr nicht so viel Platz und Ruhe am Strand. Trotzdem haben wir uns anfangs hier hingelegt, um uns erstmal von der Hitze abkühlen zu können.
Unser erstes Hotel bot aber praktischerweise eine Art Shuttleservice weiter nach Nordosten zum Hotel Villas Caracol an. Hier war der Strand viel, viel schöner, da hier weniger los war und das Wasser und der Strand so richtig traumhaft karibisch aussahen. Zu Fuß lauft ihr von der Innenstadt so 15 bis 20 Minuten hierher, ein Weg, der sich auf jeden Fall lohnt!
An den Tagen, an denen wir in der Margaritaville übernachteten, waren wir auch mal am Playa Punta Cocos baden. Hier gibt es auch einen Steg mit einer Art Strohhäuschen drauf, was irgendwie ganz nett aussah. Als wir hier waren, schwamm aber auch einiges an verrottendem Seegras herum, wodurch es nicht so richtig gut roch. Auch sonst haben wir uns hier nicht ganz so wohl gefühlt, auch wenn ich nicht genau sagen kann, woran das lag.
Biolumineszenz
Vor allem an der Südwestküste von Holbox könnt ihr nachts ein besonderes Schauspiel sehen. Hier gibt es nämlich Plankton, das im Dunkeln leuchtet (Bio-Lumineszenz). Theoretisch könnt ihr dafür eine offizielle Tour buchen. Da wir aber eh vor Ort unser Hotelzimmer hatten, sind wir einfach abends, sobald es stockduster war, den Strand abgelaufen und haben nach leuchtenden Punkten Ausschau gehalten. Zunächst hatten wir dabei kein Glück, aber auf dem Rückweg krempelten wir einfach auf Verdacht die Hosen hoch, gingen ein paar Schritte in das dunkle Wasser und plötzlich begann es, bei jeder Bewegung zu funkeln.
Falls ihr nicht gerade ein Hotelzimmer vor Ort habt und auch kein Geld für eine Tour ausgeben wollt, könnt ihr einen Taxifahrer fragen, ob er euch zum Playa Punta Cocos und nach 30 Minuten wieder zurückfährt. Wir haben dort in der Tat einige Taxis gesehen, die auf ihre Kunden gewartet haben. 😊
Schaut außerdem vorher mal in den „Mondbericht“ und sucht euch einen Abend und eine Uhrzeit aus, zu der der Mond noch nicht aufgegangen und/oder möglichst schmal ist, da ihr das Leuchten nur in absoluter Dunkelheit gut sehen könnt.
Ach ja, hatte ich schon die Mücken erwähnt? 😉 So schlimm wie hier an der Südwestküste war es nirgendwo auf Holbox. Trotz der Hitze haben wir uns komplett in langer Hose, Jacke und Kapuze eingepackt und versucht, so wenig Haut wie möglich zu zeigen. Trotzdem wurden wir von Anfang bis Ende von Mückenschwärmen attackiert, als würde es keinen Morgen geben. Das sah bestimmt lustig aus, wie wir wild herumwedelnd in unsere Ganzkörpermontur zum Strand zappelten… Aber es war wirklich kein Zuckerschlecken, zieht also auf jeden Fall lange Sachen an.
Kajak-Tour durch die Mangroven
Was außerdem ganz spannend klang, war eine Kajak-Tour durch die Mangroven. Zu einer anderen Jahreszeit hätten wir diese bestimmt ins Auge gefasst, aber im schwülwarmen Juli war daran einfach nicht zu denken. Außerdem soll es so einige Krokodile in den Mangroven geben…
Mit Walhaien schwimmen
Wovon eine Urlauberin vor Ort sehr schwärmte, war eine Bootstour, auf der sie Walhaie beobachten und sogar mit ihnen schwimmen konnte. Wir haben so eine Tour nicht gemacht, weil sie uns irgendwie zu früh startete und zu lange dauerte (ich glaube, da war sogar ein Mittagessen und Ähnliches mit inbegriffen). Aber falls ihr auf so etwas steht, ist das bestimmt sehr beeindruckend.
Restaurants
Wo wir uns tatsächlich nicht beschweren konnten, war das Essen auf Holbox. Hier gibt es eine Menge Restaurants und tatsächlich war es eigentlich überall ganz gut, wo die Google-Bewertungen nicht ganz im Keller waren.
Unser absolutes Highlight war dabei das Ehuan, dessen Essen wirklich sensationell war. Ansonsten war aber auch das LUUMA ganz spannend.
Aber auch sonst könnt ihr, wie gesagt, nicht so viel falsch machen, sofern ihr ein bisschen auf die Bewertungen schaut.
Unsere Meinung
Wie an vielen Stellen oben schon durchgeklungen ist, hatten wir eher gemischte Gefühle, was Holbox anging. Das karibische Ambiente am Strand war auf jeden Fall superschön und kulinarisch konnte man sich hier nicht beklagen. Sobald man aber ein paar Meter weiter in den Ort ging, war es vor allem laut, stressig und staubig und so gar nicht paradiesisch. Die Preise waren für mexikanische Verhältnisse astronomisch und selbst für 300 Euro pro Nacht fanden wir keine Unterkunft, mit der wir wirklich zufrieden waren.
Keine Ahnung, wie es vor ein paar Jahren auf Holbox war oder ob es außerhalb des Sommers (der wegen der Hitze aber eigentlich nicht wirklich die Hauptsaison darstellen dürfte) anders ist, für uns war es im Juli 2022 alles andere als das Paradies.
Ich hoffe, ihr könnt nun ein bisschen besser einschätzen, was euch auf Holbox erwartet und ob das zu dem passt, was ihr euch so vorstellt. Falls ihr schonmal auf Holbox wart (vielleicht sogar im Winter): Wie fandet ihr es? Habt ihr bessere Erfahrungen gemacht oder wurdet ihr auch so enttäuscht? Lasst es uns doch unten in den Kommentaren wissen!