Nach Akron (Ohio) ging es mit dem furchtbaren Greyhound Bus weiter nach Nashville, wo wir einige Tage in das Mekka der Country-Musik eintauchen wollten. Spätestens hier war es so warm, dass wir sogar nachts einfach im T-Shirt herumlaufen konnten. In manchen Restaurants war es aber wieder so stark heruntergekühlt, dass es sich trotzdem lohnte, eine Strickjacke oder Ähnliches mitzunehmen.
Wir haben im Viertel Music Row übernachtet, wo man ganz gut gemerkt hat, warum Nashville auch Nashvegas genannt wird: Alle paar Minuten traf man hier auf Party-Grüppchen, Party-Busse und gut angeheiterte Menschen.
Live-Musik in den „Honky Tonks“
Unser Hauptinteresse galt in Nashville ausnahmsweise mal nicht dem Essen 😉, sondern der Country-Musik. Also machten wir uns abends auf den Weg auf den berühmten Honky Tonk Highway. Das ist der östliche Abschnitt des Broadways (ungefähr zwischen dem „Rep. John Lewis Way“ und dem Cumberland River). Dort und in der 2nd Avenue findet ihr eine Menge kleine und große Kneipen, in denen Live-Musik gespielt wird. Meist gibt es auch etwas zu essen und das Beste: Ihr müsst keinen Eintritt zahlen. Am Ende jedes Sets gehen die Künstler aber mit einem Hut herum und sammeln Spenden. Hier wäre es natürlich nett, auch etwas dazuzugeben. Falls ihr circa eine Stunde zuhört, sind fünf Dollar sicherlich ein guter Richtwert. Falls ihr früher geht, steht bestimmt auch ein Hut oder Becher vor oder neben der Bühne, wo ihr etwas dalassen könnt.
Soweit die Theorie. Am Broadway angekommen waren wir aber erst einmal sehr überfordert: Die Gehwege waren komplett überfüllt mit Menschenmassen und von allen Seiten prasselte unglaublich laute Rock-Musik auf uns ein. Also quetschten wir uns weiter die Straße hinunter und fragten uns, wo es denn nun Country-Musik zu hören gäbe. Irgendwann waren wir dann durch den Broadway und die 2nd Avenue durch und kehrten erstmal hungrig in eine etwas ruhigere Bar ein, in der nur ein einzelner Musiker mit Gitarre spielte. Dort gab es unspektakuläre Burger und etwas enttäuschende Drinks, die mithilfe dieser US-typischen Getränke-Zapf-Schläuchen gemixt wurden.
Etwas ernüchtert (wenn auch nicht nüchtern), aber immerhin gesättigt, kehrten wir danach zum Broadway zurück und setzten uns auf ein Mäuerchen am Cumberland River, von wo aus wir den Trubel auf dem Honky Tonk Highway in Ruhe beobachteten. Irgendwann beschlossen wir dann, noch einmal zu Fuß den Broadway hochzugehen (das war sowieso unser Heimweg), ein letztes Mal nach Country-Musik Ausschau zu halten und sonst eben wieder ins Hotel zu gehen.
Diesmal hatten wir mehr Glück: Im Acme Feed & Seed spielte tatsächlich eine Country-Band Musik genau nach meinem Geschmack (traditioneller Honky-Tonk á la Hank Williams) und Sitzplätze gab es auch noch (Yee-haw!). Gut, dass wir noch nicht aufgegeben hatten. Auch sonst war die Kneipe ganz schön, es gab noch weitere Etagen mit anderer Musik (die nicht so unser Geschmack war) und sogar eine Dachterrasse, von der man einen schönen Ausblick auf den Fluss und den Broadway hatte.
Am nächsten Abend waren wir direkt nochmal dort und fanden anschließend noch ein anderes Honky-Tonk namens Robert’s Western World, in denen von einer gut gelaunten Country-Truppe Klassiker á la „Roly Poly“ gespielt wurden. Die war allerdings auch gut gefüllt, so dass wir die meiste Zeit stehen mussten.
Country Music Hall of Fame and Museum
Falls ihr euch für Country Musik interessiert, steht wahrscheinlich auch die Country Music Hall of Fame auf eurer Liste. Wir waren auch dort und fanden es ganz nett. In erster Linie besteht das Museum aus sehr vielen informativen Schautafeln und Hörbeispielen und es wird gerade am Anfang auch einiges zur Entstehung der Country-Musik erklärt. Später geht es aber (für meinen Geschmack zu viel) um das Leben einzelner Musiker wie Willie Nelson, denen dann jeweils so viel Platz gewidmet wurde wie der gesamten Frühgeschichte des Countrys.
Falls ihr euch für Country nicht wirklich interessiert, werdet ihr euch aber wahrscheinlich eher langweilen, dann spart euch das Geld und die Zeit lieber für etwas anderes.
Essen & Trinken
Kulinarisch war Nashville für uns eher unspektakulär, allerdings lag unser Augenmerk auch eher auf toller Live-Musik und nicht dem Essen. Typisch soll hier wohl das Hot Chicken sein, panierte und anschließend frittierte Geflügel-Teilchen mit einer scharfen Sauce, die wir aber erst bei unserer Abfahrt bei Waldo’s Chicken and Beer probierten. Es war auf jeden Fall ganz lecker, hat uns jetzt aber auch nicht mega geflasht. Vielleicht gibt es da aber auch einfach bessere Restaurants für.
Ansonsten waren wir noch im Merchants am Broadway, wo es zum Beispiel die (nicht ausschließlich in den USA) typischen Tater Tots gab, kleine Kartoffelkroketten, die aus etwas gröber geriebenen Kartoffeln bestehen. Das Essen war hier sonst nicht besonders aufregend, aber die Cocktails sehr lecker.
Übernachtung
Übernachtet haben wir im Best Western Plus Music Row, mit dem wir eigentlich sehr zufrieden waren. Toll war, dass es hier einen Pool gab. Aber Achtung: Ihr müsst, wie überall in den USA, eigene Badelatschen mitbringen, sonst tappst ihr, wie wir, barfuß durch die Lobby und über den heißen Boden.
Ansonsten machten wir hier das erste Mal Bekanntschaft mit dem typischen US-Hotel-Frühstück, das uns später in den Motels ständig begegnen sollte: Ein Buffet aus pappigen Bagels, Rührei (wobei es hier immerhin frisch gemachte Omeletts gab), Hackröllchen, Marmelade, Margarine, Cornflakes und Fake-Joghurt, der aus angedickter Milch und Fruchtaroma bestand. Anfangs haben wir uns noch darüber amüsiert und uns über das angebotene Waffeleisen gefreut, aber als irgendwann das x-te Motel mit dieser immergleichen, traurigen Zusammenstellung auf uns wartete, ignorierten wir das angebotene Frühstücksbuffet immer häufiger und gingen auswärts frühstücken.
Greyhound Bus Station
Solltet ihr euch gegen meinen Rat für eine Reise mit dem Greyhound-Bus entscheiden, möchte ich euch kurz vorwarnen, dass der Busbahnhof und die Gegend drumherum, als wir da waren, etwas beängstigend wirkte. Wir sind damals im Dunkeln angekommen und trafen auf einen komplett überfüllten Busbahnhof, in dem es von nicht sehr vertrauenserweckenden Leuten wimmelte. Auch um den Bahnhof herum saßen und lagen viele Leute, denen es echt nicht gut zu gehen schien.
Außerdem war der Busbahnhof damals bei Google und sogar der Greyhound-Seite auf der völlig falschen (nördlichen) Seite der Stadt eingezeichnet, was uns bei unserer verzweifelten Suche nach dem Busbahnhof zum Glück irgendwann ein Polizist verriet. Mittlerweile scheint das aber überall korrigiert und der richtige Standort („709 Rep. John Lewis Way S“ im Süden der Stadt) eingezeichnet zu sein.
Mit dem Greyhound ging es dann nach Memphis, das ebenfalls als musikalisches Mekka gilt. Wie es sich im Vergleich mit Nashville schlägt, erfahrt ihr im nächsten Beitrag…